Wir haben wieder Besuch im
Gästeblog! Heute
#14, langjähriger Alemannia-Fan aus Tradition, Block M Gänger und Inhaber eines ausgezeichneten Musikgeschmacks und -wissens.
Forumsleser kennen und schätzen seine Beiträge; uns geht es genauso (neben der Tatsache, dass wir auch ihn schätzen). Deshalb freuen wir uns ein Loch in den Bauch, dass er die Zeit gefunden hat, uns einen Einblick in sein Fußballseelenleben zu gewähren.
#14 blickt zurück auf die "Affaire" Ibisevic und sieht nicht die TSG 1899 sonstwas Hoffenheim als Gefahr an, sondern eben jenes Modell... Anpfiff!
Vedad Ibisevic spielt jetzt bei Hoffenheim.
Es gibt sicherlich genügend Alemannen-Fans, die damit das Thema dieses Ex-Spielers getrost abhaken können, noch dadurch motiviert zur Nicht-Weiter-Beachtung, dass da auch noch ein hübsches Sümmchen zu uns rüberfloss. Außerdem wurde ja auch schnell ein interessanter Ersatzmann gefunden mit Todor Kolev, dem Bulgaro-Delze, der als Kind in den Stürmerblut-Kessel gefallen sein muss, so viel Abgewichstheit, wie der in seinen ersten Einsatzminuten vor der Kiste zeigte.
Und doch bleibt bei mir das Thema Ibisevic hängen. Ja, ich hab den Kerl als Spielertyp gemocht, ja, ich gehörte zu der Fraktion der zur Steinigung Freigegebenen, die felsenfest davon überzeugt sind, dass der ein Riesentalent hat. Und so einen hab ich halt immer lieber in Schwarz-Gelb als in....Welche Farbe hat eigentlich dieses Hoffenheim?
Aber das ist's nicht alleine, was mich stört, sonst müsste ich ja auch das Thema Rösler nicht abhaken können oder mich über den "Fall Moses" wundern. Kann ich aber und tu ich nicht. "Mittlerweile" und "mehr" sind wohl zu ergänzen, aber Fußballfan-Sein ist ja auch nicht Knöpfchendrücken. Nee, es ist dieses -hüstel- achtzehnhundertneunundneunzig Hoffenheim, was mich rasend macht. Es ist das Nachwuchskonzept, das man uns immer noch verkauft, auch nachdem 17 Millionen (!!!!!!!!) zur Auffrischung des Kaders verwendet wurden: Im neuen "kicker" spricht Rangnick davon, dies sei keineswegs ein Widerspruch, man wolle schließlich, dass die talentierten 90/91er-Jahrgangsjungs aus Sinsheim (Hoffenheim ist sogar nur ein Stadtteil, juhu!) und Umgebung ja die Perspektive brauchen, in einem guten Profiteam zu spielen, um zu bleiben.
Ja, Prostmahlzeit, wir machen uns die Welt wie-de-wie-de-wie sie uns gefällt und Herr Rangnick, eh ein Experte des Nicht-Entblödens (ich sag nur "Aktuelles Sportstudio"), tut dies mal wieder und sagt: Ja meint ihr, ich wäre hier, wenn wir das nicht könnten? Wer wackelt denn da mit wem? Der Hochmut- Dackel oder der Selbstherrlichkeit-Stummelschwanz?
Nur um meine Empörung kurz zu erläutern: In meinem Verständnis bedeutet "Nachwuchsförderung" junge Leute in ihren Fähigkeiten maximal zu verbessern. Bzgl. der Jugend stimme ich da mit den Leuten aus Sinsheim- Hoffenheim offensichtlich überein, der kleine - ob feine sei mal dahingestellt - Unterschied ist nur, dass Hoppo (mein Vorschlag, um neben Tradition auch Sympathiewerte zu generieren) wohl primär globales be-fördern versteht: Man kauft schlichtweg in aller Welt hochtalentierte Spieler (klar, is ja auch Talentförderung!!) und nimmt dabei im Businessdeutsch ne Menge Kohle "in die Hand". Rangnick hat natürlich diesbezüglich ne höchst exklusive Eigenkompetenzfantasie, schließlich habe ja keiner der Konkurrenten die Namen der Spieler vorher gekannt. Nur sein (und das von Gottvater Bernhard Peters, der ja sicher auch ob der "Vision" in dem Kaff gelandet ist) sensationelles Scoutingsystem habe es (natürlich nach den üblichen und gern kommunizierten "charakterlichen Eignungstests", denen sich wohl nur die Spieler unterziehen müssen) möglich gemacht, die Juwelen an Land zu ziehen.
Da hat er Recht, was soll das Jammern? Wenn die Offenbacher Kickers 'n bisschen wacher gewesen wären, oder Carl Zeiss Jena die Augen mal aufgemacht hätte, dann, ja dann......
Okay, okay, okay, damit sind wir schon im Epizentrum des Ärgernisses, das unmittelbar mit der öffentlichen Diskussion, der öffentlichen (vor allem DFB-motivierten)Wahrnehmung der Thematik und der leicht verschämten Abgleichung mit dem wirklichen Stellenwert dieser Turn- und Sportgemeinschaft zusammenhängt und im Moment auf ein Wort verdichtet wird: Neid.
Ums vorweg zu nehmen: Ich neide den Neunundneunzigern (hey,
Marketingabteilung, das wär doch noch was) nichts, nicht deren Abhängigkeit (zumindest da räumt Rangnick ein, dass es sie gibt, wenn auch, anders als bei Abramowitsch "auf 20,30 Jahre schriftlich fixiert", was auch immer das bedeutet), nicht ein Stadion, das Dietmar- Hopp- Stadion heißt, auch verkopftesten Systemfußball, ach Quatsch, Systemgedöns allerorten nicht.
Mich kotzt es nur an, wenn Allmachtsfantasien Dorfclubs (denn in 'nen Traditionsclub zu investieren, macht einfach nicht den Thrill aus, nee von der Kreisliga in die Champions´ League, das können nur die ganz Potenten) aufleben lassen wollen. Ahlen, Teveren, Hoffenheim, der Unterschied ist nur, dass hier der Machbarkeitswahn eine neue Dimension angenommen hat und die perfide Talentförderungs-Propaganda sogar den altersschwach-neuerungsgeilen DFB mit ins Boot geholt hat (die Rolle des Herrn Peters z.B. ist mir ohne Ansehen der Person zutiefst suspekt) und ich mir jetzt auch noch anhören muss, dass mein Dorfclub-Nettohuren-Hass jetzt der Neid des ewig Gestrigen
und System- und damit Perspektivlosen sei. Nein, es ist der Hass des
Fußballfans, der es nicht ertragen kann, dass nur noch die Knete alles möglich macht (ein Stadtteil.... Ich könnt kotzen...).
Wäre Herr Hopp in Loverich geboren, der alte SV 09 wäre längst wieder erwacht, würde die Republik dominieren und wäre Sinnbild für alles, was innovativ ist... Das ist grotesk und wird an dem Punkt gar unappetittlich, wenn die Fans (ich nehm mal an, auch Adersbacher, Dührener, Ehrstädter, Eschelbacher, Hasselbacher, Hilsbacher, Reihener, Rohrbacher, Steinsfurter, Waldangellocher und Weileraner sind dabei, sonst kriegen die ja ihre "Schüssel" nicht voll) singen: "Wenn wir wollen, kaufen wir euch auf!". Wenn das die Innovation des Fußball-SPORTs ist, dann bin ich wohl tatsächlich ewig gestrig.
Der Vedad hat dabei sicher nix anderes gemacht, als das Maximale
rauszuholen, Tradition und Ausstrahlung eines Clubs sind wohl tatsächlich Werte, an die zu glauben mittlerweile am ehesten lächerlich ist. Der ist halt Profi und verdient da ne hübsche Summe. Dann geht er auch noch sehr offen damit um, dass er den Verein scheiße findet (wenn man Café Madrid-Gesprächen Bedeutung beimessen sollte) und schon ist die Sache rund und dem Jungen echt nichts vorzuwerfen. Soll ja auch kein Profifußball-Gejammere sein, denn das könnten ja auch die Fans von Slavia Sofia anstimmen, weil wir reichen Wessis denen ja den Keilstürmer unterm Regal weggezogen haben.
Nein, das Gesamtpaket Hoffenheim ist es, das die Kraft hat, etwas Neues zu generieren: Ich hasse einen neuen Verein. Und dieser Neueintritt ist sogar ein echter Chartbreaker, sogar die "City-Boys" müssen sich warm anziehen. Muss ja dann doch was dran sein, an diesem wahnsinnig emotionalen Verein.
Und noch was: Die TSG 1899 Hoffenheim belegt aktuell den 17. Tabellenplatz und würde damit, so es nicht eine überraschende Reglement-Änderung gibt, absteigen (aber sicher ist das schon wieder so ein Baustein des Innovations-Konzeptes, das ich nicht verstehe....).
alemannia- die gnade der späten geburt
#14