Vorab: Chronologisch und ausführlich gibt es das
hier. Was wir hier versuchen, ist eine eher gefühlsmäßige Zusammenfassung unserer Eindrücke der Hinrunde. Einen Ausblick auf die Rückrunde wagen wir wenn nur sehr vorsichtig; schließlich war ich persönlich sehr zuversichtlich in Sachen Buchwald, während Signor-Rossi sich auch da schon in Zurückhaltung übte...
Die Vorbereitung
Frontzeck war weg, ein neuer Trainer sollte her. Nach dem ganzen Hickhack von wegen unnötiger Abstieg, Knüppel zwischen die Beine schmeißen, etc. war es Zeit, ruhigeres Fahrwasser zu suchen. Genau das schien für mein Gefühl die Absicht hinter der Verpflichtung Buchwalds gewesen zu sein: ein Trainer mit einem Namen, der schonmal Kredit hat, der irgendwie Gewicht hat. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mich davon habe blenden lassen. Erfolg in Japan lässt sich nicht ohne weiteres nach Deutschland transferieren. Auch wenn das eigentlich klar war, hielt ich Buchwald für weltmännisch genug, um auch in der Provinz zu bestehen. Ich freute mich also, auch wenn das Engagement nicht zuletzt durch die verfrühte Veröffentlichung auf der Homepage von Anfang an unter keinem guten Stern stand, bedenkt man die jetzt bekannt gewordene Tatsache, dass Guido-san "nur" zweite Wahl hinter dem schon damals kontaktierten Seeberger war.
Schlaudraff war weg, und die meisten weinen ihm wohl keine Träne nach, obwohl er fußballerisch schon ordentlich Qualität rein brachte. Anders war das schon bei Rösler, der ausgerechnet zu den Bauern aus Ost-Heinsberg wechselte: sein Weggang wurde von vielen als fatal bezeichnet. Die Hoffnungen lagen also beim Trainer, bei Ibisevic, der in der Bundesliga oftmals seine Qualitäten andeutete, wohl aber noch auch das berühmte Platzen des Knoten wartete und auf dem dauerkranken Szilard Nemeth, der im letzten Spiel gegen Wolfsburg beinahe das Fußball-Märchen wahr werden ließ. Ibisevic verabschiedete sich zu den Nerds nach Hoffenheim, Buchwald machte eine große Sache draus und schließlich verpflichtete man Todor Kolev.
Auf Teambuilding wurde bewusst verzichtet, was sich meiner Meinung nach heute auf dem Platz widerspiegelt, Testspielergebnisse blieben größtenteils mäßig. Einzig in den Spielen gegen Lüttich und Sofia sah man Ansätze des von Buchwald propagierten offensiven Spiels. Und so ging es wackelig in die Hinrunde: wo steht die Alemannia, ist die miese Rückrunde in der Bundesliga aus den Köpfen, wie ist der Kader besetzt?
Die Saison
Schon das
2:2 gegen Jena zeigte das ganze Dilemma: anscheinend hatte ich damals schon das Gefühl, die Mannschaft sei kräftemäßig nicht auf der Höhe, ein sortierter Gegner bringt uns ins Schwitzen, eklatante Schwächen im Spielaufbau. Ähnlich schwach - wenn auch kämpferisch verdient - war der
Sieg in Köln, und der zu Hause
gegen Offenbach war wohl reines Blendwerk. Dann kam auch noch Aufsteiger
Wehen Wiesbaden, womit nun wohl jeder wusste, was das für eine Saison werden würde...
Ein
unansehnliches 0:0 gegen 1860, das schwache
Spiel in Fürth, der
glückliche Sieg gegen Paderborn und schließlich die
schlafmützige Niederlage gegen die Bauern komplettierten den September zum in die Tonne kloppen. Einem ein
verdienten Dreier gegen Freiburg folgte schon wieder ein mehr als blödes und unnötiges
2:2 gegen Hoffenheim, womit alles wieder zunichte war, bevor ein eventueller Aufschwung greifen konnte. Denn schon in
Aue war der Zustand der Mannschaft so erschreckend, dass man am liebsten weggeguckt hätte. Ähnlich sah es gegen
Lautern aus, auch wenn sich beide Mannschaften an Harmlosig- und Lustlosigkeit überboten. Das
0:1 in Augsburg war wohl der fußballerische Tiefpunkt der letzten sieben bis acht Jahre Alemannia. Und dann spielt man plötzlich wieder ein wenig Fußball und verliert nicht unverdient
0:3 gegen Mainz. Die Punkteteilungen gegen
Pauli und
Koblenz beenden eine Hinrunde, die man sehr gerne sehr schnell vergessen kann.
Vielmehr gibt es zum Sportlichen irgendwie nicht zu sagen. Beschämend, traurig, unnötig, unfassbar. Aber auch nur, weil der Kader eigentlich viel mehr hergeben dürfte. Einiges mehr. Ein Lebenszeichen war der
offene Brief der Mannschaft, was ich auch gut fand. Ansonsten Lippenbekenntnisse, Beschwerden hinter vorgehaltener Hand, Uneinigkeit auf allen Ebenen, so schien es jedenfalls. Buchwald musste gehen, wiedermal mit Pauken und Trompeten, aber durchaus nachvollziehbar, sieht man mal vom unglücklichen Zeitpunkt ab. Auch ich habe lange versucht, mich an dem schon legendären Zweijahresplan hoch zu ziehen; das Problem war nur, dass man im Gegensatz zu einer propagierten Entwicklung innerhalb des Teams lediglich Rückschritte sah, sei es im taktischen oder emotionalen Bereich. Buchwalds Nachtreten ist ebenso unnötig, wie der elfte Tabellenplatz oder die einfach nicht vorhandene Stammformation.
Die Rückrunde
Apropos: Polenz hat sich bisher leider nicht durchsetzen können. Trotzdem erwarte ich von ihm noch Einiges, sollte er ein paar mehr Chancen bekommen. Gleiches gilt für unsere gesamte Offensivabteilung: da muss Selbstvertrauen rein, dann läuft das Bällchen. Nemeth muss immer spielen, Pecka, Kolev und Ebbers effektiver sein. Reghe und Milchraum sind doch Topleute, ebenso wie Lehmann und mit Abstrichen auch Fiel, der viel mehr das Maul aufmachen müsste aufm Platz und alles hat, was man braucht. Sichone hin oder her, einen vernünftigen Spielaufbau von ganz hinten habe ich bisher auch noch nicht gesehen. Vukovic und Klitze schienen mir anfangs sehr stark und sicher, Casper auf dem Weg nach oben. Herzig scheint nun wieder eine Alternative zu werden. Lagerblom sollte man auch nicht abschreiben, vielleicht kommt noch was von Krontiris. An Popova, Quotschalla, Junglas und Holtby sollte man auf jeden Fall dranbleiben. Gespannt bin ich auch auf Brinkmann.
Jürgen Seeberger wird viel Arbeit vor sich haben; es muss endlich ein Team geformt werden. Automatismen scheinen völlig flöten gegangen zu sein, sowohl im taktischen, als auch im spielerischen Bereich. Angst beherrscht jede Bewegung, so muss Seeberger wohl vor allem die Psyche der Mannschaft bearbeiten. Das Feuer fehlt. Und genau das muss wieder her, sonst wir es eng. Nach dem unnötigen Abstieg käme eine unnötig versaute Saison in Liga 2. Unnötig, denn diese Mannschaft hat mehr drauf!
