Ebbe spricht die Kondition an. Wasser auf die Mühlen der Kritiker Jakobs'? Oder nur konkret bezogen auf die Frage Paulis?
Wie dem auch sei, zwischen den Zeilen scheint man zu erkennen, dass die Mannschaft gut gearbeitet und dadurch ein ebenso gutes Gefühl hat. Allein dieser Rückschlag gewährt einen Einblick in die Psyche der Spieler: "Wir sind gebrandmarkt. Wir haben in der Vergangenheit häufig souverän geführt und am Ende noch Punkte gelassen. Beispiel Jena oder Hoffenheim. Das schwirrt noch im Kopf herum." (Quelle: www.az-web.de)
Ich verstehe das auch ein wenig als Appell an den Rest des Teams, jetzt bloß nicht aufzugeben und vernünftig weiter zu arbeiten. Also dann...

Im Zuge dieser letzten, kurz vor Transferschluss getätigten Ausleihe ist es wohl interessant, alle "Winterneuzugänge" zu betrachten. Dieser Begriff ist in dieser Saison weit gefasst und auch schon mehrfach bemüht und belabert worden. Denn eigentlich sind es nur zwei, im Grunde kann man die Zahl aber auch auf mindestens sechs, vielleicht sogar sieben beziffern.

*Emmanuel Krontiris: Zum ersten Mal seit seiner Rückkehr an den Tivoli konnte Emu eine Vorbereitung komplett absolvieren, ohne sich zu verletzen. Merkte man ihm gestern auch an. Vielversprechend, weil technisch beschlagen und dies endlich mal wieder zeigend. Was noch fehlt, ist Ruhe und der Zug zum Tor...

*Reiner Plaßhenrich: Nach zwei Operationen am Knie, der Aussicht auf Invalidität und einer unendlich langen Reha konnte auch Heini fast die komplette Wintervorbereitung machen. Auch ihn kann man getrost als Neuzugang betrachten, da er weder in der kritischen Phase der Bundesliga-Rückrunde, noch am "Wiederaufbau" in der jetzigen Hinrunde mithelfen konnte. Kein überragender Fußballer, aber ein glänzender Taktiker und unendlicher Läufer, der ordnen kann und sogar torgefährlich ist, da er wie kaum ein anderer weiß, wo man wann zu stehen oder zu laufen hat. Für die Psyche der Mannschaft ist er wohl der wichtigste Spieler im derzeitigen Kader. Die Verletzung in seinem gestrigen Kurzeinsatz stellte sich übrigens als Oberschenkelzerrung heraus, die Heini nicht allzu lange aufhalten sollte.
[Update] Ist wohl doch die "erste Muskelverletzung" seiner Kariere: ein Muskelfaserriss setzt ihn für mehrere Spiele außer Gefecht.

*Daniel Brinkmann: Auch nur ein Neuzugang im eigentlichen Sinne, da er bereits im November in Aachen unterschrieb, jedoch erst jetzt spielberechtigt ist. Für mich ein Fragezeichen hinter seinem Namen: Der in Abwehr und Mittelfeld flexibel einsetzbare Brinkmann wurde in Paderborn suspendiert, als er sich weigerte, bei den Amateuren aufzulaufen. Anscheinend hat er Jörg Schmadtke plausible Gründe für seine Weigerung genannt, wie sonst hätte unser Sportdirektor einen solchen "Problemfall" verpflichtet? Saß gestern auf der Tribüne, was noch nichts heißen muss...

*David Hohs: Auch nur insofern ein Neuzugang, da er nach Nichts' fulminantem Abgang zu Viking Stavanger als dritter Torwart nachrückt. Ist meines Wissens nach mit Bayer Leverkusen deutscher A-Jugendmeister geworden, bevor er zu Aachens U23 stieß. Mit René Adler, Fernandez und Domaschke vor der Nase, entschied er sich für einen Wechsel, um spielen zu können. Mit guten Referenzen eine Investition in die Zukunft.

*Pekka Lagerblom: Ein großes vielleicht bei ihm... Durch Publikum und Trainer in der Hinrunde völlig abgeschrieben, scheint er unter Seeberger sein eigentliches Potenzial auszuschöpfen; immerhin schaffte er es gestern in die Startelf und spielte durch. Wie nachhaltig das ist, wird sich zeigen; in Normalform dürfte er aber auch einer sein, der dem Mittelfeld Stabilität verleihen kann. Also ein Neuzugang insofern, als er es allen nochmal beweisen kann.

*John Jairo Mosquera: Ein tatsächlicher Neuzugang, ausgeliehen bis zum Saisonende und anscheinend ohne Kaufoption, was eher untypisch wäre. Könnte aber auch für sein Kaliber sprechen. Abwarten, vielleicht tut sich da noch was.
Stürmer mit Bundesligaerfahrung aus drei Spielen. Ich persönlich habe in wegen seines ungeklärten Zusammenbruchs in Jena in Erinnerung, was aber auch nichts heißen muss. Scheint aber ein vielversprechendes Talent zu sein, die sich bei uns traditionell wohl fühlen und entsprechend aufspielen können. Dazu kommt er aus Bremen, womit wir auch meist gute Erfahrungen gemacht haben (Blank, Rolfes, Polenz...). Auch hier darf man gespannt sein.

*Seyi Olajengbesi: Seine Verpflichtung wurde erst gestern veröffentlicht und stand/steht wohl noch im Schatten des gestrigen Schlags in die Fresse, um es mal realitätsnah auszudrücken.
Olajengbesi gilt als kopfballstark, schnell und umgänglich. Ob es bei ihm eine Kaufoption gibt, weiß ich nicht (weiß das jemand?), wäre aber auch wünschenswert, da er eine Menge Erfahrung mitbringt und somit eine ernst zunehmende Alternative darstellen dürfte. Vielleicht kann er den Spielaufbau beleben, der von dieser Position aus leidet, seit Moses Sichone weg ist?


Gefühlter oder tatsächlicher Neuzugang, im Grunde ist das alles blabla: die gesamte Mannschaft muss sich neu beweisen! Wobei die tatsächlichen Neuzugänge da durchaus mithelfen dürfen. Man darf sich nur nicht von Rückschlägen aus der Bahn werfen lassen...

Vielleicht kann man das gestrige Dilemma so formulieren: das größere Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hat gewonnen. Wir sind noch nicht soweit...

Anfangs war dem Publikum und der Mannschaft sofort anzumerken, dass man sich freute, einen Neuanfang zu wagen, um allen zu zeigen, dass man bisher unter Niveau gespielt hatte. Aachen wirkte körperlich präsent und hellwach, stellte die zu Beginn dominantere Mannschaft; folgerichtig auch die Führung und das 2:0, was beides Mal nach Fußball aussah. Allerdings hatten wir auch unheimliches Glück, als Mustafa Kucukovic zweimal einen Meter vor dem leeren Tor stehend vorbei köpfte. Da hätte sich schon keiner beschweren dürfen.
Allerdings war das Spiel auf die gesamte Länge gesehen tatsächlich eines auf Augenhöhe, wie es Marco Kurz prophezeit hatte: Beide Teams spielten munter nach vorne, wobei 1860 souveräner, weil eingespielter wirkte, was beim Vergleich der unterschiedlichen Verläufe der Hinrunde kein Wunder ist. Doch Aachen hielt teils kämpferisch, teils spielerisch dagegen und hatte seinerseits auch einige Chancen, indem man auf Angriffe über Außen größtenteils verzichtete, um den Innenverteidigern Berhalter und Hoffmann keine Kopfbälle aufzulegen und sich auf die Mitte und den Boden konzentrierte.
Worauf ich hinaus will: mit etwas mehr Selbstvertrauen hätten wir das Ding locker nach Hause geschaukelt, auch wenn 1860 mehr Torchancen gehabt haben sollte. In knapp einem Monat scheinen die Versäumnisse der Hinrunde nicht komplett auszumerzen zu sein, was eigentlich klar war, wegen mir aber nicht so krass wie gestern zu Tage hätten treten müssen.

Abgesehen vom bitteren Ausgang der Partie bleibt festzuhalten, dass einige Dinge deutlich verbessert wurden (Präsenz, Laufwege, Zielstrebigkeit, etc.) und an wiederum anderen Dingen immer noch ordentlich gearbeitet werden muss (Übersicht, Hektik, Ordnung, Psyche, etc.). Was mich aber im Moment am meisten beschäftigt, ist die Frage, wie sich das gestrige Spiel auf den Rest der Saison auswirkt... ist das in einem Monat und 83 Minuten erarbeitete Selbstvertrauen wieder verschwunden und zittert man sich jetzt durch die nächsten Partien? Oder rückt man jetzt-erst-recht enger zusammen und sagt sich, sowas wolle man nie mehr erleben?